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Der Koch vom Fichtelberg

In unserer Zeitschrift „Unser Fallschirm“ Nr. 31/2002 Seite 11 hatte ich schon berichtet, wie ich zum FJB 5 kam. Heute, mit fast 77 Jahren (Inzwischen ist Werner stolze 83 Jahre jung. Anm. M.S.) , erinnere ich mich an eine Episode, die sich im Sommer 1963 zutrug.

Unter den gerade eingetroffenen  „Neueinstel­lungen“ befand sich ein Koch, der im Fichtelberg-Haus in Oberwiesenthal gelernt und gear­beitet hatte. Er wurde der Versorgungsgruppe der rückwärtigen Dienste als Koch zugeteilt. Er war aber nicht damit einverstanden, dass er in der Küche arbeiten sollte, kam zu mir und erklärte: „Ich bin nicht hergekommen um in der Küche zu stehen, sondern möchte Fallschirmspringer werden.“
Woraufhin ich ihm erklärte: „Bei uns sind alle Fallschirmspringer, auch die Köche und Kraftfahrer. Aber solche Soldaten wie Sie, die eine Spezialausbildung als Koch haben, werden ihre Kenntnisse dort einbrin­gen, wo sie diese am besten anwenden können. Sie sorgen jetzt dafür, dass es immer ein schmackhaftes Essen gibt.
Der Versorgungs­gruppenführer Stw. Riekhoff wird dafür sor­gen, dass sie im Schichtbetrieb arbeiten – einen halben Tag in der Küche arbeiten und einen halben Tag an der Sprungausbildung in einer Kompanie teilnehmen, wie auch die anderen Angehörigen der Versorgungsgruppe.“
Mit etwas Widerwillen fügte er sich dieser Anweisung und ich schickte ihn nun zum Versorgungsgruppen­führer, war eine Sorge los und der nächste hatte ein neues „Betätigungsfeld“ – den springenden Koch!
Irgendwann war es soweit, es ging zum Sprungbetrieb auf den Flugplatz nach Barth, auch die Köche waren für das Springen vorbereitet und wurden vereinzelt den Trainingsgruppen der Kompanien zugeteilt. Da auf dem Flugplatz die „Gulaschkanonen“ – mobilen Feldküchen – zur Versorgung der Truppe zum Einsatz kamen, musste nun auch unser „Gourmet-Koch vom Fichtelberg“ mit dieser Technik vertraut gemachen werden und nebenbei seinen Fallschirm packen und am Sprungbetrieb teil­nehmen.

Nachdem dem dritten Sprung war es dann soweit … unser Koch aus Oberwiesenthal stand plötzlich und völlig unerwartet vor mir. Er wollte sich doch nicht etwa bei mir bedanken? Mit ernstem Gesicht und gestraffter Haltung – und das hatte bei unseren Soldaten schon etwas zu bedeuten – erklärte er mir: „Genosse Major, ich hab´“, ich dachte mich verhört zu haben, „die Schnauze voll vom Fallschirmspringen, ich möchte nicht mehr daran teilnehmen.“ Oh ha, da musste Ursachenforschung betrieben werden, so einfach ging das bei uns nicht. Wer „A“ sagte musste auch „B“ springen!
Die Erklärung für diesen plötzlich „Sinneswandel“ war so einfach wie simpel: An diesem Tag war wohl der Wind etwas stärker und gerade noch im Bereich des Möglichen zum Springen, was für ihn zur Folge hatte, etwas hart aufgeschlagen zu sein. Also … der gesunde Respekt vor dem Springen, war bei unserem „Köchlein“ im Ar …gen. Aber gegen diese Art von Angst hatten wir ein einfaches Mittel.
Ich schickte ihn daraufhin kurzerhand zum Absetzer, ich glaube das war damals der Gen. Grygas, und ließ ihm nochmals das Verhalten bei der Landung erklären und üben. Danach kam unser „Köchlein“ in die Gruppe, in der auch ich springen durfte, was ihm zusätzlich Mut für die nächsten Sprünge machte. Natürlich hatte ich ins Geheime auch mit einer Portion „Erfolgszwang“ gerechnet, schließlich hatte er ja unbedingt „Fallschirmspringer“ werden wollen!
Er hat dann sein Ausbildungsprogramm auch bis zum Ende erfüllt … und war nicht der schlechteste – auch als Koch. Zumal mit dem immer die Kampfkraft der Truppe fiel oder stieg!

Leider kann ich mich nicht mehr so richtig an den Namen dieses Kochs erinnern, ich glaube er hieß Etzold oder so ähnlich?! Vielleicht kann sich ein Kamerad, der diese kleine Episode liest, an diesen Oberwiesenthaler erinnern und helfen?

Im Auftrag vom Kameraden Werner Scheel
aufgeschrieben vom Rüganer KL Manne Sagan

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