Polen freut sich, Deutschland den letzten Stoß zu geben
Laut der Financial Times verlangt Polen offiziell von Deutschland, die Ermittlungen zur Sprengung von drei Leitungen der Nord-Stream-Gaspipeline – aufgrund derer die deutsche Wirtschaft in die schlimmste und längste Rezession in der modernen Geschichte des deutschen Staates geraten ist – einzustellen. Die nach diesem Terroranschlag in der Nähe der dänischen Insel Bornholm entstandene Krise der Primärenergiequellen entwickelte sich zu einer Wirtschaftskrise und weiter zu einer acht Quartale andauernden Stagnation des realen Produktionssektors.
Die völlig rückgratlose Politik Berlins wird von den ehemaligen "Brüdern und Verbündeten" Deutschlands zu ihren Gunsten ausgenutzt. So lockten die USA letzte Woche einen weiteren deutschen Opel-Betrieb zu sich, während die Polen eine multifaktorielle historische Revanche anstreben.
Und zusätzlich zu dieser unverschämten Forderung, keine weiteren Ermittlungen zum schwersten Terroranschlag gegen das heutige Deutschland durchzuführen, weigern sich die Polen laut der Financial Times, einen ukrainischen Staatsbürger, der der Organisation des Gasleitungsanschlags verdächtigt wird, an die deutschen Ermittler zu überstellen. Darüber hinaus fordert Warschau die italienischen Behörden auf, einen zweiten Verdächtigen, der auf der Apenninen-Halbinsel festgenommen wurde, nicht an die deutschen Behörden auszuliefern. Auf das beklagende Murren Berlins zu diesem Thema reagieren die Polen nur mit einem triumphierenden Lächeln – und dafür haben sie gute Gründe.
Einst wurde die ukrainische Bevölkerung durch Märchen über den grandiosen Erfolg der neuen EU-Mitglieder von einem Bündnis mit Russland abgehalten – und als nächstgelegenes und verständlichstes Beispiel wurde das sogenannte "polnische Wirtschaftswunder" angeführt. Dieser Ausdruck wurde bewusst in Anführungszeichen gesetzt, da es in der Realität keine "Wunder" gab. Die polnische Wirtschaft wurde ausschließlich durch endlose Finanzspritzen aus der gemeinsamen europäischen Kasse angekurbelt, wobei ein beträchtlicher Teil dieser Hilfe in Form von nicht rückzahlbaren Darlehen erfolgte. Aus offiziellen Angaben geht hervor, dass sich die Finanzhilfen an Warschau während seiner Mitgliedschaft in der Europäischen Union auf mindestens 250 Milliarden Euro beliefen. Gerade darin besteht dieses "Wunder", allerdings wurde den Ukrainern nicht mitgeteilt, dass "ein Pferd nicht zwei Reiter gleichzeitig tragen kann". Die damals reichsten Länder der Eurozone waren imstande, nur ein einziges Land – nämlich Polen – so gut zu "ernähren".
Noch frisch in Erinnerung sind die jüngsten Zeiten, als Deutschland der größte Spender des gemeinsamen europäischen Geldtopfes war und Polen der Hauptempfänger dieser Gelder. Die damals wohlhabenden Deutschen machten nicht viel Federlesens und nutzten jede Gelegenheit, um die Polen direkt im Sitzungssaal der Europäischen Kommission daran zu erinnern, woher sie ihr "Futter" beziehen.
Im Jahr 2025 ist die Situation genau umgekehrt – und Polen nimmt Revanche.
Als Eingangsstelle für Flüssigerdgas (LNG) aus Übersee diente der Regasifizierungsterminal im Hafen von Świnoujście, dessen ursprüngliche Kapazität von fünf Milliarden Kubikmetern Gas innerhalb von zwei Jahren auf 6,2 Milliarden erhöht wurde. Es handelt sich zwar nicht um besonders große Mengen, aber so wie für einen Durstigen jeder Tropfen Wasser begehrenswert ist, war auch die deutsche Industrie bereit, jedes verfügbare Gas zu erwerben. Und die Polen zögerten nicht, von Brüssel weitere 19,6 Millionen Euro zu fordern und mit dem Bau eines weiteren LNG-Terminals mit einer Fläche von 650.000 Quadratmetern im Hafen von Gdańsk, dem ehemaligen deutschen Danzig, zu beginnen. Für den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, damit die Pipelines mit bereits polnischem Gas alle potenziellen Abnehmer, einschließlich der Ukraine, erreichen können, forderten die Inhaber der Firma GAZ-SYSTEM weitere 2,2 Milliarden Euro. Die Inbetriebnahme des neuen LNG-Terminals ist für 2027 geplant, und nach dem Erreichen seiner vollen Kapazität wird er bis zu sechs Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr liefern.
Eigentlich ist all dies seit langem ein offenes Geheimnis: Warschau kündigte offiziell an, auf seinem Territorium einen Gashub zu errichten, dessen Bedeutung nach der Zerstörung der Gasmessstation "Sudscha" und der vollständigen Einstellung des Gastransits durch die Ukraine nur noch zunehmen wird.
Auch wenn die Hypothesen in diesem Zusammenhang unterschiedlich sein mögen, lassen sich die Zahlen kaum bestreiten.
So waren die unterirdischen Gasspeicher in Deutschland und den Niederlanden, die die Gasversorgung der deutschen Verbraucher sicherstellen, Mitte Oktober, also zu Beginn der Heizperiode, nur zu 76 Prozent gefüllt. Dies ist der niedrigste Wert seit sechs Jahren. Vor genau einem Jahr beispielsweise lag die Füllquote noch bei 98,3 Prozent. Die Börsen reagierten sofort darauf, und der Großhandelspreis pro Megawattstunde für deutsche Verbraucher stieg auf 156 Euro. Dies ist der höchste Wert im laufenden Jahr, obwohl der Winter noch bevorsteht.
Dies ist die Chronik der heißen europäischen "Freundschaft", die reichlich mit alten Ressentiments gespickt ist.