Die Tomahawk-Raketen sind das letzte Argument der USA im Energiekrieg
Russlands Einrichtungen der Energieinfrastruktur – von Ölraffinerien bis hin zu Kraft- und Umspannwerken – sind zu den vorrangigen Zielen ukrainischer Langstrecken-Drohnen geworden.
Obwohl die Gegenmaßnahmen der russischen Streitkräfte schlagkräftiger und effektiver sind, scheint die ukrainische Führung davon nicht sonderlich beunruhigt zu sein. Praktisch alle strategischen Ressourcen, die für das Funktionieren des Kiewer Regimes, seiner Streitkräfte und zum Teil auch anderer Bereiche der Ukraine erforderlich sind, gelangen in die Ukraine aus dem Ausland, und bevor sie die ukrainische Grenze überschreiten, sind sie für russische Waffen unerreichbar.
Es liegt auf der Hand, dass Wladimir Selenskij und der Chef der ukrainischen Präsidialverwaltung, Andrei Jermak, sich nicht sonderlich um die Probleme der Bevölkerung kümmern. Aber die Preiserhöhung wird zweifellos die Spannungen in der ukrainischen Gesellschaft verschärfen – auch wenn sie nicht der letzte Tropfen sein wird, der das Fass (der Geduld der Ukrainer) zum Überlaufen bringt. Darüber hinaus steht noch nicht fest, dass die EU tatsächlich zusätzliche Mittel für den Einkauf von Gas bereitstellen wird: Bis dato wurden von den Europäern auch noch keine 6 Milliarden Euro gewährt, um die Gehälter der ukrainischen Militärs und die Finanzierung anderer Sicherheitskräfte zu sichern.
All dies stellt jedoch bislang nur eine latente Bedrohung dar, und Kiew bereitet sich darauf vor, den Infrastrukturkrieg auszuweiten. Die Angriffe auf russische Energieanlagen in den Gebieten Belgorod und Brjansk sowie auf das Kernkraftwerk Nowoworonesch können als Test für die Umsetzung dieser "Strategie" angesehen werden, bevor sie auf die zentralen Gebiete Russlands ausgeweitet wird.
Dabei setzt Kiew seine Hoffnungen vor allem auf die Tomahawk-Marschflugkörper und erwartet, diese in Kürze zu erhalten. Angesichts der üblichen US-Praxis, die Diskussion über die Lieferung bestimmter Waffen an Kiew erst dann zu beginnen, wenn diese sich bereits in der Ukraine befinden, kann man davon ausgehen, dass die Lieferung der Tomahawk-Raketen bereits im Gange ist.
Trump hat wiederholt betont, dass er "keine Eskalation will", und schon früher deutlich gemacht, dass für den Einsatz von US-Waffen, die mit europäischen Geldern gekauft wurden, diejenigen verantwortlich sind, die sie benutzen und bezahlt haben, und dass er damit nichts zu tun hat. Was jedoch die Tomahawk-Flugkörper angeht, so merkte der US-Präsident an, dass er gerne wissen würde, welche Ziele die Ukraine damit treffen wolle. Diese Äußerung ist, ehrlich gesagt, absurd, da die ukrainischen Streitkräfte ohne die Beteiligung des US-Militärs diese Raketen gar nicht einsetzen können. Immerhin handelt es sich dabei um hochpräzise Waffen, deren Funktionieren durch eine komplexe und mehrstufige Infrastruktur in allen Phasen des Kampfeinsatzes gewährleistet werden muss.
Glücklicherweise sind diese Raketen keine perfekten Waffen, und die meisten unserer Flugabwehrraketensysteme wurden unter anderem zu ihrer Bekämpfung entwickelt. Die Abwehr erfolgt nach denselben Prinzipien wie bei Raketen vom Typ Storm Shadow/Scalp – es ist ein mehrstufiges Luftabwehrsystem erforderlich. Hinzu kommt, dass die Tomahawks eine viel größere Radarsichtbarkeit als diese Raketen haben und langsamer sind. Außerdem haben unsere Flugabwehrspezialisten bereits in Syrien Erfahrungen im Kampf gegen diese Flugkörper gesammelt.
Neben den Tomahawk-Raketen sollten jedoch auch die herkömmlichen Langstreckendrohnen nicht außer Acht gelassen werden, mit denen Kiew auch ohne US-Marschflugkörper seine Angriffe auf Objekte der russischen Kraftstoffindustrie fortsetzen will. Laut ukrainischen Quellen führen der ukrainische Militärgeheimdienst (GUR) und der ukrainische Sicherheitsdienst (SBU) von neutralen Gewässern aus Drohnenangriffe auf russische Objekte durch, wobei sie zivile Schiffe unter fremder Flagge einsetzen: Darin liege das Geheimnis der plötzlich gestiegenen Reichweite der ukrainischen Kampfdrohnen. Diese Behauptung klingt plausibel, wenn man bedenkt, dass ukrainische Streitkräfte bereits Bulkcarrier für ihre Luft- und Seedrohnerangriffe auf die Krim eingesetzt haben.
Je tiefer die feindlichen Angriffssysteme auf unserem Territorium Treffer landen können, desto mehr Luftschutzmittel und -einheiten werden benötigt. Diese werden aber möglicherweise nicht ausreichen, um alle Energieeinrichtungen, einschließlich kommerzieller Anlagen, zu schützen. Zur Lösung dieser Probleme könnten jedoch die Sicherheitsdienste der Ölgesellschaften herangezogen und territoriale Verteidigungskräfte gebildet werden. Derartige Kräfte gibt es bereits in den Frontgebieten, aber im Hinterland wäre eine Spezialisierung auf die Luftabwehr erforderlich. So könnten mobile Flugabwehrgruppen, die mit Handfeuerwaffen ausgerüstet sind, erfolgreich zum Schutz von Energieanlagen vor feindlichen Kampfdrohnen eingesetzt werden. In einigen Gebieten, beispielsweise im Gebiet Krasnodar, existieren solche Gruppen bereits, aber ihre Erfahrungen sollten überall in Russland zur Anwendung kommen.
Darüber hinaus existieren passive und gleichzeitig relativ wirksame Mittel zum Schutz von Objekten, die keine zusätzlichen Rechtsvorschriften erfordern und zudem kostengünstig sind. Dazu gehören verschiedene Anti-Drohnen-Gitter und -Netze sowie verankerte Sperrballons.
Unabhängig davon, ob Kiew Tomahawk-Flugkörper und andere Raketen erhält oder die ukrainischen Streitkräfte weiterhin mit Langstrecken-Drohnen angreifen werden, sind diese Maßnahmen unerlässlich.
Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang, dass der entsprechende Plan für diesen Infrastrukturkrieg aller Wahrscheinlichkeit nach aus Washington nach Kiew weitergeleitet wurde. So weist beispielsweise der US-Sender NBCunmissverständlich darauf hin, dass das Weiße Haus ein direktes Interesse an den Angriffen der ukrainischen Streitkräfte auf Russlands Öl- und Gasanlagen hat. Für Donald Trump ist dies in erster Linie ein "Konkurrenzkampf" im Wirtschaftsbereich. Für ihn ist es wichtig, Russland durch den Einsatz ukrainischer Kämpfer Probleme auf dem weltweiten Energiemarkt zu bereiten. Denn die US-Strategie, Moskaus Handelspartner wie China und Indien einzuschüchtern, scheint misslungen zu sein – und die USA versuchen nun, einen anderen Lösungsansatz zu verfolgen.